Das kleinste Schloss der Welt befindet sich in der südenglischen Grafschaft Somerset, nahe der A361 zwischen Shepton Mallet und Frome und nördlich der Ortschaft Wanstrow. Auf den ersten Blick sieht Nunney Castle mit seinem rechteckigen Grundriss und den runden Türmen an vier Ecken wie eine Miniaturausgabe der französischen Bastille aus. Tatsächlich ist die Burg von so kompakter Form, dass zwischen die eng zusammenstehenden Türme nur noch eine schmale Zugbrücke passte; trotzdem ließ es sich Bauherr Sir John Delamare nicht nehmen, sein neues Zuhause standesgemäß mit einem Burggraben zu versehen.

Die kleinste Schloss im Detail

Das Kleinste Schloss der Welt - Nunney Castle

Das kleinste Schloss der Welt – Nunney Castle

Nachdem Delamare mit Reichtum gesegnet aus dem Hundertjährigen Krieg im Dienste Frankreichs nach England zurückkehrte, gestattete ihm König Edward III. im Jahre 1373 sein altes Herrenhaus in Nunney zu beziehen und in eine Burg zu verwandeln, zu deren Bau sich der zukünftige Sheriff von Somerset wie bereits erwähnt offensichtlich von der Architektur Frankreichs inspirieren ließ. So wie die Bastille sollte auch Nunney Castle über einen Burggraben verfügen, der bis an die Mauern heranreichte.

Im Erdgeschoss des kleinsten Schlosses der Welt befand sich archäologischen Untersuchungen zufolge, die Küche samt Ofen und Kamin; an den Turmaufgängen wurden Lagerräume sowie ein Brunnen und im Südwestturm sogar eine burgeigene Kapelle ausfindig gemacht. In der ersten Etage waren die Zimmer der Bediensteten angesiedelt, darüber befand sich der Große Saal (Great Hall) und auf der dritten Etage waren schließlich die Privatgemächer des Schlossherren eingerichtet; Gästen zu Besuch auf Nunney Castle wurden Zimmer in den oberen Etagen zur Verfügung gestellt.

Das kleinste Schloss und seine Geschichte

Im 15. Jahrhundert ging Nunney Castle in den Besitz der Familie Poulet über, die das Schloss bis zum Tod von William Paulet im Jahre 1572 halten konnte; danach wechselten die Schlossbewohner über längere Zeit alle paar Jahre ihre Namen bis sich Richard Prater 1578 der kleinen Festung annahm, sie modernisierte und bis zum englischen Bürgerkrieg (1642 – 1651) sein Heim nennen durfte.

Nunney Castle, das kleinste Schloss der Welt im Winter

Nunney Castle, das kleinste Schloss der Welt im Winter

Während dieser unruhigen Jahre wurde das Zuhause des im Dienste des Königs stehenden Colonel Richard Prater 1645 allerdings von Cromwells Truppen unter Heerführer Lord Fairfax zwei Tage lang belagert; eine Kanonenkugel in die Nordwand brachte nicht nur die Mauer zu Fall sondern auch den Burgherren zur Kapitulation. Prater war es jedoch, selbst als der Krieg vorbei und die Monarchie wiederhergestellt war, nicht erlaubt, zu seiner Burg zurückzukehren und musste sie um 1700 an William Whitchurch verkaufen.

Danach wurde Nunney Castle nie mehr bewohnt oder anderweitig genutzt, obwohl es Überlegungen gab, die Burg wie ihr großes Vorbild, die Bastille, in ein Gefängnis zu verwandeln.

Weitestgehend unbeachtet verfiel die kleine Festung zusehends; wahrscheinlich unter dem Gewicht des allüberwuchernden Efeus fiel die beschädigte Nordwand schließlich 1910 zusammen. Die restlichen intakten Mauern des kleinste Schloss der Welt, Türme und der Schlossgraben, der nach Rekonstruktionsarbeiten im 20. Jahrhundert zwar etwas an Größe einbüßen musste, können noch heute besichtigt werden.

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