Mitten im Herzen Südamerikas versteckt sich Paraguay zwischen seinen großen Nachbarstaaten Argentinien im Süden und Westen, Brasilien im Osten und dem neben Paraguay einzigen anderen Binnenland des Kontinents Bolivien im Norden und Westen. Insgesamt erstreckt sich das Staatsgebiet des immergrünen Landes über eine Fläche von 406.752 km² und ist damit etwa so groß wie Deutschland und die Schweiz zusammen.

Geografische Eckdaten und Bevölkerungsverteilung

Auf natürliche Weise wird das Land mit den geografischen Koordinaten 23º S, 58º W von Nord nach Süd durch den Río Paraguay in zwei unterschiedlich besiedelte Regionen geteilt: Westlich des Flusses  erstreckt sich auf über 60 % der Landesfläche das Gebiet der großen Ebene Gran Chaco. Hier leben von insgesamt 6.375.830 Einwohnern kaum 3 % der Bevölkerung, die sich zumeist nur noch aus ein paar indigenen Indianerstämmen und frühen europäischen Immigranten, die die moderne Milchwirtschaft in das Land, dessen Kühe eines der besten Rindfleische der Welt liefern, gebracht haben, zusammensetzt.

Festival in Paraguay

Festival in Paraguay

In der auch Oriente genannten Ostregion des Landes lebt der Großteil, 97 % der Bevölkerung, von dem wiederum ein Drittel das Ballungsgebiet der Hauptstadt Asunción an der Westgrenze bewohnt. Die nächstgrößere Stadt Ciudad del Este mit 274.000 Einwohnern befindet sich auf der anderen Seite des Landes. Als Einkaufs- und Handelszentrum bekannt, dient Ciudad del Este dem Land ohne direkten Zugang zum Meer sozusagen als Binnenhafenstadt. Hier geht es zu wie auf einem Basar: Überall auf den Straßen sieht man Männer große Kisten in die Kaufhäuser schleppen, auf den Fußwegen reihen sich die Buden zahlreicher Händler wie Perlen aneinander, in den Läden spricht man Spanisch, Portugiesisch, aber auch Englisch. Die offizielle Landessprache neben Spanisch ist jedoch Guaraní, die Sprache der indigenen Urvölker Paraguays, die immer noch von über 85,93 % der Bevölkerung (3.915.089 Sprechern) als Erstsprache und von 0,7 % (30.232) als Zweitsprache gesprochen wird.

Sprachen in Paraguay

Gemäß den Auswertungen der Volkszählung aus dem Jahr 2002 ist Guaraní also mit insgesamt 3.945.321 Sprechern die am weitesten verbreitete Sprache in Paraguay. Auf Platz Zwei befindet sich die Sprache der alten Kolonialherren; im umgekehrten Verhältnis wird Spanisch allerdings von nur 11,11 % (505.185 ) als Erstsprache und als Zweitsprache von immerhin 58,3 % (2.655.687) gesprochen. Den dritten Platz belegt Portugiesisch, das von 1,18% der Bevölkerung (53.822 Sprechern) als Erstsprache und von 2,94 % (83.288) als Zweitsprache gesprochen wird.

Den vierten Platz belegt Deutsch mit einem Sprecheranteil von 0,29 % (13.255) als Erstsprache und 0,86 % (24.471) als Zweitsprache. Verschwindend klein dagegen ist der Anteil von Englisch als Erstsprache mit 0,01 % (395); als Zweitsprache wird es immerhin von 0,82% der Bevölkerung (23.292) gesprochen und belegt damit Platz Fünf. Vereinzelt wird auch Französisch, Japanisch, Chinesisch, Koreanisch, Italienisch und Arabisch gesprochen sowie etwa 20 verschiedene indigene Sprachen und Dialekte.

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Fussballfans in Paraguay

Fussballfans in Paraguay

Tatsächlich leben in Paraguay mehr Einwohner deutscher Herkunft als aus irgendeinem anderen Sprachraum, die sich im ganzen Land in Siedlungen und Kolonien niedergelassen oder sich in ganzen Städten wie Hohenau, Filadelfia, Neuland, Obligado und Nueva Germania zusammengetan haben.

Insbesondere in den Siedlungen der deutschsprachigen Mennoniten, die seit 1927 aus Kanada und Russland nach Paraguay ausgewandert sind und seither entscheidend zum wirtschaftlichen Wachstum ihrer neuen Heimat beigetragen haben, wird in Kirchen, Schulen und Verwaltungsangelegenheiten Hochdeutsch gesprochen.

So beträgt der Anteil der Einwohner deutscher Herkunft 5 – 7 % an der Gesamtbevölkerung, die zusammen mit den ebenfalls in Paraguay lebenden 150.000 Deutschbrasilianern eine nicht unbedeutende Minderheit bilden, weshalb Deutsch neben Guaraní und Spanisch oft als dritte Sprache des Landes vernommen wird.

Paraguay – Kleines Land im Reich der Superlative

Wasser, das zum Wasser geht – so die Übersetzung des Landesnamen aus der Sprache der Ureinwohner Paraguays. Auf dem kostbaren Element beruht auch der gesamte Reichtum des Landes.

Was Wasser schafft aus Wasserkraft

Paraguay speist sich zu 99 % mit Strom aus Wasserkraft, die es aus den beiden binationalen Wasserkraftwerken Itaipú und Yacyretá entlang des Grenzflusses Paraná, einem der wasserreichsten Flüsse der Welt, bezieht. Yacyretá wird zusammen mit Argentinien betrieben und bringt eine Leistung von 3.200 MW. Mit Brasilien teilt sich Paraguay das aus 18 Generatoren bestehende Wasserkraftwerk Itaipú, die zusammen 14.000 MW Strom erzeugen; das enspricht etwa der Leistung von zwölf Kernkraftwerken. Damit war Itaipú bis 2006, als in China am Jangtsekiang die Drei-Schluchten-Talsperre mit einer Leistung von 18.000 MW fertiggestellt wurde, das weltweit größte Kraftwerk überhaupt.

In den Paraná mündet nicht weit vom Itaipú-Stausee entfernt der Río Iguazú, an dem sich zehn Kilometer flussaufwärts die größten Wasserfälle der Welt befinden. Wer sich also immer noch keinen Eindruck von der Leistung des Wasserkraftwerks machen kann oder einfach ein Naturspektakel der besonderen Art erleben möchte, dem sei der Besuch der nahe gelegenen Cataratas do Iguacu im Länderdreieck Brasilien-Argentinien-Paraguay empfohlen. Auf einer Breite von insgesamt 2,7 km rauschen die Fälle mit einem Wasserdurchfluss von 1.800 m³/Sekunde in die Tiefe. Der Paraná speist das Kraftwerk mit einem Wasserdurchfluss von durchschnittlich 10.500 m³/Sekunde; dagegen bringt es der Rhein auf einen mittleren Wasserdurchfluss von gerade mal 2.500 m³/Sekunde.

Groß, Größer, Gran Chaco

In die Sammlung der Superlative reiht sich auch der Gran Chaco als größtes zusammenhängendes Waldgebiet in Amerika nach dem Amazonas-Urwald, das sich grenzüberschreitend über den Westen Paraguays, den Norden Argentiniens und den Südosten Boliviens erstreckt.

Aufgeteilt in die drei Regionen Chaco Bajo, Chaco Medio und Chaco Alto fasziniert die Große Ebene der Jagd mit ihrer mannigfaltigen Flora und Fauna, die sich am besten in Begleitung eines Reiseführers erkunden lässt, denn so beeindruckend sich hier die Natur aus Trockenwäldern und Dornbuschsavannen auch zeigt, so gefährlich kann sie für den Ortsunkundigen auch werden, wenn man zufällig auf einen Jaguar oder einen Puma trifft oder plötzlich von einem Rudel Waldhunde überfallen wird.

Bereits in der Geschichte war der Gran Chaco ein heiß umkämpftes Gebiet. Im Streit darum, von welchem Land die im nördlichen Teil des Gran Chaco vermuteten Bodenschätze nun ausgebeutet werden dürften, lieferte sich Paraguay mit Bolivien im Chacokrieg von 1932 bis 1935 eine blutige militärische Auseinandersetzung um die vermeindlich reichen Erdölvorkommen in der weitläufgen Ebene. Gegen Boliviens 250.000 Mann starkes Heer schickte Paraguay 150.000 Soldaten in den Krieg, aus dem es, obwohl zahlenmäßig unterlegen, siegreich hervorgehen konnte.

Auch gegenwärtig ist der paraguayische Chaco ein Gebiet hitziger Auseinandersetzungen, allerdings nicht so sehr in militärpolitischer Hinsicht. Heute liefern sich vielmehr Großgrundbesitzer, die weite Teile der Ebene Land in riesige Monokulturanbauflächen verwandelt haben, zeitweise heftige Kleinkriege mit der von ihrem Zuhause beraubten, indigenen Bevölkerung nunmehr Landloser.

Einmal tief durchatmen

Typische Dorfszene in Paraguay

Typische Dorfszene in Paraguay

An die teilweise recht staubigen Trockenwälder des Gran Chaco schließt sich im Nordosten Paraguays das Pantanal, dessen Einzugsgebiet sich auch über den Osten Boliviens, zum größten Teil jedoch über Brasilien erstreckt. Mit einer Fläche von über 230.000 km² – und damit etwa halb so groß wie Spanien – gehört das auch als Zweite Grüne Lunge Südamerikas bezeichnete Überschwemmungsgebiet zu den größten Binnenland-Feuchtbiotopen der Welt und bietet in subtropisch-tropischem Klima einen insbesonders von Naturliebhabern geschätzten Einblick in die überwältigende Artenvielfalt der Flora und Fauna Südamerikas wie sie das authentischste Tropenhaus im herrlichsten Zoo der Welt nicht nachstellen könnte.

Abhängig von den unterschiedlich wasserreichen Regen- und Trockenzeiten zeigt sich die Natur im Wechselbad der Gefühle von ihrer beeindruckenden Wandelfähigkeit: Aus Savannen werden überschwemmte Ebenen, Steppengebiete zu Dschungeln und amazonischen Urwäldern. Dabei beherbergt jedes Ökosystem seine ganz eigenen mehr oder weniger gefährlichen Bewohner, die ohne einen kundigen Tourbegleiter zu besuchen auch nicht zu empfehlen ist. Hier dösen in der schwül drückenden Hitze Kaimane an Flussufern, lauern Schlangen im Geäst und Piranhas in vermeindlich friedvollen Tümpeln. Zudem gehen hier Raubtiere wie Jaguare, Pumas und Ozelots auf Jagd nach Sumpfhirschen, Pekaris und Capybaras, den größten Nagetieren der Welt, die allgemeinhin auch als Wasserschweine bezeichnet werden und wie überlebensgroße, langborstige Meerschweine aussehen.

Im Vergleich zu anderen Staaten Südamerikas ist Paraguay zwar recht klein; mit seiner ebenso geringen Bevölkerung, die sich zum Großteil in der Hauptstadt konzentriert und sich ansonsten nur über eine kleine Region des Landes verteilt, kann sich die Natur mit all ihrem Artenreichtum voll entfalten und sich vor allem dem geneigten Naturliebhaber von ihren schönsten Seiten zeigen. Aber selbst in der dichter besiedelten Ostregion des Landes mit durchschnittlich 16 Einwohnern/km² können sich die Bewohner nicht über Platzmangel oder eine weniger schöne Umgebung beklagen. So ist es auch kaum verwunderlich, dass gemäß den Auswertungen einer aktuellen wissenschaftlichen Studie die Einwohner dieses kleinen Stückchen Paradieses Namens Paraguay zu den glücklichsten Menschen der Erde zählen.

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