Wer in Deutschland einen Neuwagen kauft, der muss zumeist tief in die Tasche greifen. Die Preise für Neufahrzeuge sind in den letzten Jahren rasant angestiegen. So zahlt man inzwischen selbst für Modelle der Kompaktklasse deutlich über 15.000€. Der VW Golf in seiner neusten Generation geht beispielsweise erst bei knapp 17.000€ los. Dabei wird allerdings gerne übersehen, dass sich am unteren Ende der Preisliste ein neues Segment bildet, das der Billigautos.

Billigauto aus Indien - Tata Nano

1.500€ zzgl. Steuern – Der Tata Nano aus Indien

Wenn wir Deutsche an Billigautos denken, dann kommen uns Marken wie Lada oder Dacia in den Sinn, die mehr oder weniger spartanisch ausgestattete Blechkarosseren mit Reifen versehen und dem Endprodukt die Bezeichnung “Auto” aufdrücken. Zweckmäßig sind diese Fahrzeuge, das muss an dieser Stelle zugegebene werden. Mit Komfort und Sicherheit können sie allerdings nicht in Verbindung gebracht werden. Wieso auch? Der Preis entschädigt für diesen Verzicht – das zumindest versuchen uns die Marketingexperten der Hersteller einzureden.

Ob diese Strategie für die Billigmarken profitabel ist bleibt fraglich. Nicht selten wird der Kampf um den besten Preis die Marge der Hersteller ins Negative drücken. Auch Rabatte für Neuwagen, wie sie von vielen Autokäufern in Deutschland gefordert werden, sind hier nicht mehr drin. Aber mal ehrlich, wer braucht noch einen Rabatt, wenn die Preise ohnehin schon so niedrig sind?

Billiger geht immer

Wenn wir Deutschen uns über unsere Billigautos, zumeist mit einem kleinen Augenzwinkern, lustig machen, müssen wir doch eingestehen, dass wir auf einem sehr hohen Niveau lästern. Ein Blick in die Welt zeigt: was auf deutschen Straßen belächelt wird, gilt in anderen Ländern als Luxus. Bei den dortigen Herstellern scheint die Devise zu gelten:“Günstiger Geht Immer

So lange laxe Verkehrssicherheitsauflagen herrschen, gibt es hier vermutlich auch nicht allzu große Probleme. Wenn das Auto in der Produktion zu teuer ist, kann man es immer noch etwas schrumpfen lassen, schlechteres Material verbauen oder weniger Ausstattung serienmäßig liefern. Bei der Aufzählung fehlt jedoch der Königsweg des “Billiger-Machens”, nämlich die Produktion dorthin zu verlagern, wo die Löhne niedrig sind und sich keiner um Umweltauflagen bei der Produktion schert.

Diese Strategie hat wohl auch Tata bei der Produktion des Nanos befolgt. Das bis dato günstigste Auto der Welt ist nicht nur winzig und entbehrt jeglicher Sicherheittechnik, sondern es wurde auch zugunsten des Gewichtes auf das Schweißen der Karosserieverbindungen verzichtet und stattdessen Kleber eingesetzt. Ein Vorteil für den indischen Tata Konzern war zudem, dass günstige Arbeitskräfte direkt vor der Haustür zu finden sind. Eine Produktionsverlagerung musste deshalb nicht stattfinden.

Der Preiskampf ist noch lange nicht entschieden

Tata Nano Stauraum

Tata Nano – Ausreichend Stauraum für die Handtasche und eine Tüte Chips …

An dieser Stelle ist jedoch klar, dass sich mindestens ein Land beim Kampf um die billigsten Produkte nicht freiwillig geschlagen geben wird. Gemeint ist China.

Zwar ist der Tata Nano mit seinen rund 1.500€ zzgl. Steuern aktuell der preiswerteste Neuwagen der Welt, doch der chinesische Autohersteller Geely hat bereits ein eigenes Billigauto angekündigt. Den Angaben zufolge, soll es sogar serienmäßig mit Airbags ausgestattet sein. Wann es auf den Markt kommt und zu welchem Preis?

Diese Informationen sind nicht bekannt, sollten aber auch keine allzugroße Rolle spielen. Irgendeiner wird immer versuchen die aktuellen Marktpreise zu unterbieten. Wenn die Chinesen an ihre Grenzen stoßen, schlägt vielleicht die große Stunde der Nordkoreaner.

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